Die Theater AG spielt Arsen und Spitzenhäubchen

Am Donnerstag (23. April 2015), Freitag (24. April 2015) und Samstag (25. April 2015) fand jeweils um 19 Uhr die Aufführung der Kriminalkomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ der Theater-AG (Leitung: Nicole Lüber und Christian Unger) des Max-Planck-Gymnasiums statt.  

Ein Mordsspaß 

Das Theaterstück von Joseph Kesselring hatte seine Premiere am Broadway am 10. Januar 1941 und wurde insgesamt 1.444 Mal aufgeführt. Der Drehbuchautor Julius J. Epstein adaptierte die Bühnenfassung für die gleichnamige Filmkomödie. Cary Grant spielte darin die Hauptrolle des Schriftstellers und Theaterkritikers Mortimer Brewster, der kurz nach seiner Hochzeit feststellen muss, dass seine beiden Tanten, zwei liebenswerte alte Damen, im wahrsten Sinne des Wortes einige Leichen im Keller haben. Ohne jedes Schuldgefühl haben sie ein Dutzend einsamer alter Männer mit einer Mischung aus Wein und den Giften Arsen, Strychnin und Zyankali getötet. Zur Beseitigung der Leichen missbrauchen sie Mortimers geisteskranken Bruder Teddy, den sie im Keller Gräber ausschaufeln lassen. Dieser hält sich für Präsident Theodore Roosevelt und glaubt, er hebe im Keller den Panama-Kanal aus.

Alles ist anders, als es zunächst aussieht

Der Schein trügt – das zeigt sich schon beim Bühnenbild, das gleich zu Beginn des Stückes sichtbar wird. Ein altmodisches Wohnzimmer mit einer Sitztruhe, einem gemütlichen Sessel, einem stilvoll gedeckten Teetisch, zahlreichen Hüten an der Wand und allerlei Nippes und einer Weinflasche auf der Anrichte – liebevoll mit einem Blick fürs Detail von den Mitgliedern der Theater-AG gestaltet und durch die handwerkliche Unterstützung von Anton „Toni“ Müller umgesetzt – führen den Zuschauern die vermeintlich heile Welt der Familie Brewster vor Augen. Die Lichteffekte, für welche die Technik-AG verantwortlich war (Niklas Berger, Annika Dannenhauer, Maximilian Degele, Benedikt Fetzer, Robin Göltz, Alexander Harner, Ilja Kozlov, Tobias Kugler, Niklas Lutze, Malte Rosskamp, Johannes Stockhammer), vermitteln zunächst einen friedlichen Eindruck. Das gesamte Treiben des Stücks spielt sich in dieser Umgebung ab, wo hinter dem Alltäglichen und Unscheinbaren das Sonderbare und Schreckliche lauert. So wird später in der Sitztruhe eine Leiche entdeckt, die harmlose Holunderweinflasche enthält ein tödliches Gift und die Hüte stellen grausame Trophäen der mörderischen Tanten dar.

Zum Todlachen

Vanessa Dugmore und Anna-Lena Wittich spielen die schrulligen Tanten, Abby und Kate Brewster, welche die feste Überzeugung besitzen, mit ihrem mörderischen Tun etwas Wohltätiges zu vollbringen, als reizende Damen, hinter deren freundlicher Fassade immer wieder der Wahnsinn aufblitzt. In herrlich biederen Kostümen und mit skurrilen Grimassen gelingt ihnen der Balanceakt zwischen Irrsinn und makabrem Humor. Beide spielen sich zur großen Freude des Publikums das Herz aus der Seele und haben keine Scheu vor Überspitzung, Slapstick und peinlichen Übertreibungen.

Auch Jonas Fitting glänzt in seiner Rolle des Mortimer Brewster, dessen großspuriges Auftreten schon bald in nacktes Entsetzen umschlägt, als er den toten Mr Hoskins (eine Schaufensterpuppe und freundliche Leihgabe des Kaufhaus Bantel, Schorndorf) in der Sitztruhe entdeckt.

Ein Sonderlob verdient Judith Quast für ihre Darstellung des schrägen Neffen Teddy. Egal ob sie mit dem Degen in der Hand, laut Befehle ausstoßend, über die Bühne stürmt, an völlig unpassenden Stellen die Trompete zum Angriff bläst, eine Schaufel oder gar eine gesamte Tropenausrüstung herbeischleppt oder, ein Monokel am Auge eingeklemmt, mit ernster Miene abstruse Reden hält – durchweg gekonnt und mit großer Spielfreude trieb die Schülerin der Klassenstufe 10 den Zuschauern die Lachtränen in die Augen.

Sadistisch und bedrohlich brachte Theresa Kurz die polizeilich gesuchte Massenmörderin Jacky Brewster auf die Bühne. Die eindrucksvolle Erscheinung wurde verstärkt durch eine hässliche Narbe im Gesicht (Maske: Miriam Schneiderhan und Saskia Bauer).

Auch die anderen Darstellerinnen und Darsteller, die in die unterschiedlichsten Rollen schlüpften, überzeugten auf ganzer Bank: Sophia Krautter als naives Blondchen Elaine Harper, Leonie Hahn als taffes Hausmädchen Mary-Ann Scott, Maurice Daub als schusseliger Polizist, der von einer Karriere als Theaterautor träumt, Mika Wagner und Jan Krüger als mörderisches Duo, Johannes Wolscht und Nicole Erhardt als hochanständiges Pfarrerehepaar, Androniki Karipidou als Leutnant Rooney, Lennart Kern als Leiter einer Irrenanstalt mit seinen Mitarbeiterinnen Luisa Geib und Lorena Schirmer, Rezzo Wrobel als Mr. Gibbs sowie Lena-Sophie Oberer, Sina Helber, Lara Schiek und Yvonne Grün als Polizeibeamtinnen. Pointiert stellten die jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Charaktere dar.

Überraschende Auftritte und sich ständig überbietende Situationskomik sorgten für einen unterhaltsamen Abend. Mit begeistertem Beifall belohnte das Publikum alle Beteiligten für ihren Einsatz.

Künstlerische Kooperation

 Um der großen Anzahl an Mitgliedern (in diesem Jahr waren es 21!) der Theater-AG gerecht zu werden und ihnen allen eine Teilnahme am Projekt zu ermöglichen, hat die Literatur-AG das Stück „Arsen und Spitzenhäubchen“ um einige Szenen und Charaktere erweitert. Die Literatur-AG gründete der legendäre Eckehard „Ecki“ Ermert als Treffpunkt für schreibbegeisterte Schülerinnen und Schüler, wo Geschichten, Gedichte und sonstige Texte verfasst, vorgelesen, reflektiert und in ihre bestmögliche Form gebracht werden. Seit Herrn Ermerts Pensionierung im Jahr 2014 leitet sich die AG selbst und hat dieses Schuljahr erstmals mit der Theater-AG kooperiert.