Wie erinnert man sich richtig? Stadspaziergang durch Schorndorf

Wie erinnert man sich richtig? Gibt es überhaupt richtiges und falsches Gedenken der Vergangenheit? Sollte man einen Unterschied zwischen verschiedenen Epochen ebenso wie zwischen individuellem und kollektivem Erinnern machen?

All diese Fragestellungen brachte den Geschichte Grundkurs der Jahrgangsstufe 2 dazu, sich trotz regnerischem Februarwetter auf einen historischen Spaziergang zur Stadtgeschichte ihrer Heimatstadt Schorndorf zu machen.

Eingebettet in den Rahmen der hervorragenden GFS ihrer Mitschülerin zum Thema „Belastetes Erbe – die Lederfabrik Breuninger im Nationalsozialismus“ besuchten wir dazu die Mahnmäler auf dem Alten Friedhof zum Gedenken der Opfer des NS-Regimes sowie der Zwangsarbeiter, warfen einen Blick auf das Künkelin-Mosaik, diskutierten im Breuniger-Areal über die heutigen Maßstäbe für Platzbenennungen, hielten bei den Stolpersteinen in der Römmelgasse inne und schloßen unseren Besuch beim Geburtshaus von Gottlob Kamm ab.

Ob wir all unsere Fragestellungen glasklar und eindeutig beantworten konnten, bleibt fraglich. Aber es scheint heutzutage doch viel wichtiger und wertvoller zu sein, sich überhaupt Fragen zu stellen, Diskussionen einzugehen und auszuhalten, nachzudenken, zuzuhören und immer mal wieder seine Wohlfühlblase zu verlassen.

Stadtführung “Schorndorf unterm Hakenkreuz”

Ende Oktober ergab sich für die SchülerInnen der 9a und 9d die Möglichkeit an der Stadtführung „Schorndorf unterm Hakenkreuz“ teilzunehmen.

Ein Bericht von Sophia, 9d:

Am Mittwoch, den 18. Oktober unternahmen wir, die Klasse 9d mit unserer Geschichtslehrerin Frau Manz, einen Ausflug in die Stadt.

Die Stadtführung startete am Alten Friedhof, wo Herr Abele schon auf uns wartete. Hier besuchten wir das Mahnmal für verfolgte Schorndorfer Bürger und die Gräber von ehemaligen Zwangsarbeitern während der NS-Zeit. Weiter ging es Richtung Markplatz. Wir passierten die Burgstraße und waren schockiert darüber, dass diese Straße früher Adolf-Hitler-Straße hieß. Am Marktplatz angekommen, zeigte uns Herr Abele den Ort an dem früher das Kaufhaus der jüdischen Familie Anspach stand. Das Kaufhaus der Familie war ein sehr gut besuchtes Kaufhaus, bis im April 1933 der Bürgermeister von Schorndorf anordnete, dass vor dem Kaufhaus bewaffnete SA-Männer alle Bürger aufschreiben mussten, die im Kaufhaus einkaufen wollten. Diese Boykott-Maßnahmen und weitere Repressalien führten dazu, dass die Familie 1935 in die USA auswanderte.

In Schorndorf gibt es einige Stolpersteine, die an Menschen erinnern, die zur NS-Zeit verfolgt oder sogar ermordet wurden. Wir besuchten die Stolpersteine von Heinrich Talmon-Groß, der Familie Guttenberger und von Marie Fetzer. Herr Abele berichtete uns über die Schicksale der einzelnen Personen und auch wie Schorndorfer Bürger sich ihnen gegenüber verhielten. Dabei stellte sich heraus, dass es eine große Masse an Mitläufern gab, aber auch vereinzelt mutige Menschen, die nicht wegschauten.

Wir haben viele neue und erschreckende Informationen über das Leben während der NS-Zeit in Schorndorf von Herrn Abele bekommen und bedanken uns herzlich bei ihm.