Max Planck und die Musik

Nach dem Abitur 1874 schwankte Max Planck zunächst, ob er Musik, Philosophie oder Physik studieren solle. Er entschied sich für die Physik, und so begleitete ihn sein gesamtes Leben hindurch ein Hang zum Musischen, der ihm Erholung und Ablenkung gewährte und sich in brillantem Klavierspiel zeigte.

Hätte der hochbegabte Abiturient Max Planck 1874 auf den Münchner Physik-Professor Philipp von Jolly gehört, dann wäre ihm 44 Jahre später sicher nicht der Nobelpreis für Physik übergeben worden. Denn von Jolly riet dem damals 16-jährigen Planck, sich einem anderen Fach zuzuwenden, weil es in der Physik angeblich nur noch Detailarbeit für Geister zweiter Ordnung zu erledigen gebe.

Wäre Planck nicht als Physiker berühmt geworden, dann vielleicht als Musiker.

Hans Hartmann schrieb in „Max Planck als Mensch und Denker”:
„Schon als Schüler wuchs Max Planck in die musikalische Atmosphäre Münchens hinein…. Es wurde viel Theater gespielt, und Max Planck hat für solche Hausaufführungen Lieder und kleine Stücke und sogar eine Operette komponiert. Mit absolutem Gehör begabt, sang er in Knabenchören der großen Oratorien Sopran, und als Student betätigte er sich in mannigfaltiger Weise musikalisch. Er wirkte in sehr vielen Gesellschaftsaufführungen selbst mit, er war zweiter Chormeister im akademischen Gesangverein und spielte Orgel in den Gottesdiensten der Studienkirche. Zugleich war er Dirigent des aus Künstlern und Liebhabern bestehenden Orchestervereins und vervollkommnete sich im Klavierspiel. Letzteres hat er erst in seinen Berliner Studienjahren systematisch getrieben, und da schwankte er ernstlich, ob er nicht ganz zur Musik übergehen solle. Die Physik aber behielt die Oberhand. Wieder nach München zurückgekehrt, studierte er bei Rheinberger Harmonie und Kontrapunkt.

Die Musik aber wurde für ihn nicht nur der Bereich des Lebens, in dem er Entspannung suchte, sondern auch der einzige, wo er seinem Temperament keine Fesseln anlegte.

Nach dem Worte Beethovens ist die Musik höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie, und auch dem Worte Goethes steht er nicht ferne, dass die Musik das Element aller Erziehung sei. Es gehört für die, die das Glück hatten, mit ihm zu musizieren, zu den schönsten Erfahrungen, von seinem leidenschaftlichen Spiel zu den Höhen musikalischer Darstellungskraft hingerissen zu werden, und viele Berufsmusiker bewunderten an ihm seine feine Einfühlung in die Intentionen des Künstlers und den Schwung der Begleitung.

Dabei ist Max Planck, der in seiner Wissenschaft alles prüft und allen nur denkbaren Möglichkeiten nachgeht, vor Einseitigkeit bewahrt. Er benachteiligte keinen der Großen, weder Bach, Mozart, Beethoven oder Schumann, besonders gern aber spielt und hört er Schubert und Brahms.”

Lise Meitner sagte anlässlich der Feier von Max Plancks 100.Geburtstag :
„Plancks Ehrfurcht vor der frommen Ordnung im Naturgeschehen hat sich in der strengen Ordnung seines eigenen Lebens widergespiegelt. Er hat eine sehr systematische Tageseinteilung gehabt, täglich zur selben Zeit eine halbe Stunde Klavier gespielt – er war bekanntlich ein ebenso passionierter wie ausgezeichneter Pianist, und die vielen schönen Musikabende in seinem Haus sind allen, die sie genießen durften, unvergesslich.”

Arnold Sommerfeld sagte in einem Nachruf 1947 : „Er hatte vorübergehend geschwankt, ob er sich der Physik oder der Musik zuwenden sollte. Bis in sein hohes Alter blieb Planck ein perfekter Klavierspieler, der die Notenschrift glatt von einer Tonart in die andere transponieren konnte.”

Astrid Pufendorf: „Musik spielte bei den Plancks eine herausragende Rolle. Max Planck hatte ein absolutes Gehör; er sang, spielte Klavier und Orgel und komponierte Operetten für akademische Festlichkeiten wie auch für häusliche Veranstaltungen ….Erwin Planck spielte Cello, sein Vater Klavier, die Zwillinge spielten Geige….Auch die Musik spielte eine große Rolle als heimliche Erzieherin. Die Kinder lernten früh, aufeinander zu hören, zusammen zu spielen, regelmäßig zu üben und sich an etwas zu erfreuen, das nichts mit Besitz zu tun hatte….

Die Musik spielte in den Briefen der Geschwister (1915) eine große Rolle. Emma schwärmte von der Hausmusik in der Wangenheimstraße: „Wunderbar erregend ist solche Musik, wenn man länger nichts gehört hat. Dabei kam einem auch unwillkürlich der Vergleich – dies Bild des Friedens und draußen die Kämpfe auf Leben und Tod. Wir gedachten auch unserer Musikorgien im Sommer. Wie weit diese Zeiten zurückliegen. Wann werden wir wohl die erste schöne Streichmusik wieder machen ?!” Sie spielte in einem Quartett, wann immer sie Zeit fand. …

Beim schmerzlichen Verlust des in Verdun (1916) gefallenen Sohnes Karl empfahl Max Planck seinem Sohn Erwin die Musik, denn „es gibt kein besseres Mittel, trübe Stimmungen aufzuhellen, als diese hohe heilige Kunst.”

Den schrecklichen Verlust der beiden Töchter überwand Erwin Planck zusammen mit seinem Vater im gemeinsamen Musizieren mit Albert Einstein (1919).

Mit Albert Einstein war Max Planck befreundet und begleitete dessen Violinspiel während dessen Berlinaufenthalt auf dem Klavier…..

Über die schweren Schicksalsschläge half Planck seine tiefe Religiosität mit dem Trost, den er im Glauben fand, hinweg. Ablenkung gewährte ihm seine berufliche Tätigkeit und seine Liebe zur Musik.

Ernst Peter Fischer (Der Physiker) :
„Die Musik schaffte für ihn wohl das Zauberreich, aus dem bei aller persönlichen Verzweiflung und zeitbedingten Mühe die Kraft floss, die es ihm wieder erlaubte, nicht nur weiterzumachen, sondern auch wegweisend zu sein”.

Gewissenhaftigkeit und Ordnungsliebe waren bei Planck schon fast in sprichwörtlichem Ausmaß vorhanden. Selbst bei seinen beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, dem Bergsteigen und dem Musizieren, machten sich diese Charakterzüge geltend, wie Heisenberg amüsant geschildert hat.

Sein Wunsch nach vollkommener Harmonie erfüllte sich vor allem in der Musik. Er spielte hervorragend Klavier, seine besondere Vorliebe galt dabei Schubert und Brahms.

Musik von Mozart und Bach, Komponisten, die Planck besonders geliebt hatte, umrahmten die Vorträge anlässlich des 100. Geburtstages von Max Planck am 23.April 1958.

Anlässlich der Feier des 150. Geburtstags von Max Planck wird am MPG ein Trio von Schubert gespielt, und der Unterstufenchor des MPG Schorndorf singt Lieder, die dem Chorleiter Max Planck sicher gefallen hätten.