Schüleraustausch Tulle (Frankreich)

Hier finden Sie alle wichtigen Informationen rund um den Schüleraustausch mit Tulle.

Seit 1969 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Schorndorf und Tulle. Die 22.000 Einwohner zählende Stadt am Ende des engen und malerischen Tals der Corrèze am Fuß des Massif Central ist die Hauptstadt des Departements Corrèze.

Selbstverständlich ist das alles nicht. Am Ortsausgang von Tulle erinnert ein Denkmal an das Massaker, das die SS im Jahr 1944 an unschuldigen Bürgern der Stadt verübte: In einem Racheakt gegen den Widerstand wurden 99 willkürlich ausgewählte Männer an Laternenmasten und Balkonen aufgehängt und weitere ins KZ deportiert. In der Nachkriegszeit war das Eintreten für deutsch-französische Freundschaft in Tulle oftmals verpönt, bis es schließlich durch überzeugte und couragierte Arbeit gelang, die Städtepartnerschaft zu begründen.

Beim Austausch messen sich die Schüler – wenn es denn noch eines Rests an Nationalstolz bedarf – gelegentlich in Fußball- und Volleyballturnieren. Die Zeiten, als Deutsche und Franzosen aufeinander schossen, liegen für die Teilnehmer in einer fernen, nebelhaften und unvorstellbaren Vergangenheit.

Collège Victor Hugo

Für die Klassen 7-9 findet ein Schüleraustausch mit dem Collège Victor Hugo statt. Alle zwei Jahre fährt eine Schülergruppe aus der siebten und achten Klasse nach Tulle, im Folgejahr bekommen wir dann Besuch von den Franzosen. Zwischen Tulle und Schorndorf liegen beinahe 1.000 Kilometer oder 13 bis 14 Stunden im Bus. Am aufregendsten ist immer der Moment, wenn wir die Stadtgrenze von Tulle überqueren – die kecksten Schüler werden ruhig, sie fragen: „Wann treffen wir uns wieder? Gleich morgen früh?“

Beim ersten Austausch war es so: Die Deutschen standen nach dem Aussteigen auf der einen Seite, die Franzosen mit ihren Eltern auf der andern Seite. Die französische Deutschlehrerin, Mme Delmas, las nacheinander die Namen auf ihrer Liste vor: die französischen und deutschen Partner/innen traten in die Mitte, und nach Küsschen rechts und links wurde das Gepäck ins Auto geladen, dann starteten unsere Schüler/innen ins Unbekannte: Verstehe ich überhaupt irgend etwas? Ist mein „corres“ „sympa“? Finde ich ein ordentliches Bett mit Kissen und Decke vor? Wird mir das Essen schmecken? Wohnt die Gastfamilie weit draußen auf dem Land?

Bemerkenswert, dass es mit ganz wenigen Ausnahmen immer gut ging. Manchmal sind Freundschaften übers Abitur hinaus entstanden; etliche Schüler/innen haben sich für den längeren Brigitte-Sauzay-Austausch mit Aufenthalt und Schulbesuch von mehreren Wochen in der Partnerstadt entschieden.

So steif wie beim ersten Mal ist es nachher nie wieder zugegangen, denn schon ab der sechsten Klasse beginnen die Schüler/innen mit Brieffreundschaften, übers Internet werden Interessen und Photos ausgetauscht, und jetzt bildet sich bei der Ankunft immer ein dicker Knäuel, aus dem dann die Familien mit ihren Gästen selbst erfolgreich herausfinden.

Der Austausch ist eine Erfolgsgeschichte. Jedes Mal hat die Zahl der Teilnehmer/innen zugenommen: waren es zu Beginn zwischen 20 und 30, dachten wir, als es vierzig waren, mehr geht jetzt wirklich nicht; aber in diesem Jahr hatten wir 47 Schülerpaare. Am Collège Victor Hugo gibt es Jahr für Jahr stabile Deutschklassen, während sich sonst in Frankreich immer weniger Kinder für Deutsch entscheiden. Dafür wird in Tulle engagierte und solide Arbeit geleistet: schon in den Grundschulen gibt es frühen Deutschunterricht; Mme Delmas veranstaltet für diejenigen, die ins Collège wechseln, ein deutsches Quiz und deutsch-französische Abende; dann werden Brieffreundschaften geknüpft, sodass der Austausch nur ein Glied einer längeren Kette ist.

Wenn wir beim Abschied in Schorndorf die tränennassen Gesichter betrachten, scheint es uns manchmal, als sei Schorndorf für die jungen Franzosen etwas wie das gelobte Land. Natürlich wird immer viel gefeiert, es gibt Ausflüge nach Tübingen, auf die Schwäbische Alb, auf den Fernsehturm, ins Daimler-Museum oder auch zum Eislaufen. Ausschlaggebend für die Anziehungskraft des Aufenthalts bei uns ist aber wohl die Tatsache, dass die Tuller, die in Frankreich an strenge Disziplin gewöhnt sind, hier mehr Freiheit spüren oder erhoffen – in einzelnen Fällen eine nicht ganz unproblematische Erwartung.

Selbstverständlich ist das alles nicht. Am Ortsausgang von Tulle erinnert ein Denkmal an das Massaker, das die SS im Jahr 1944 an unschuldigen Bürgern der Stadt verübte: In einem Racheakt gegen den Widerstand wurden 99 willkürlich ausgewählte Männer an Laternenmasten und Balkonen aufgehängt und weitere ins KZ deportiert. In der Nachkriegszeit war das Eintreten für deutsch-französische Freundschaft in Tulle oftmals verpönt, bis es schließlich durch überzeugte und couragierte Arbeit gelang, die Städtepartnerschaft zu begründen.

Beim Austausch messen sich die Schüler – wenn es denn noch eines Rests an Nationalstolz bedarf – gelegentlich in Fußball- und Volleyballturnieren. Die Zeiten, als Deutsche und Franzosen aufeinander schossen, liegen für sie in einer fernen, nebelhaften und unvorstellbaren Vergangenheit.

Lycée Edmond Perrier

Seit mehr als 15 Jahren findet am MPG regelmäßig ein Austausch mit dem Lycée Edmond Perrier statt.

Der Austausch findet alle zwei Jahre statt und ist für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9-11. In einem Schuljahr erfolgen der Besuch in Tulle und der Gegenbesuch in Schorndorf. Die französischen Gäste werden in Schorndorfer Familien untergebracht. Sie besuchen mit ihren Partnern den Unterricht und nehmen an einem für diese Zeit aufgestellten Rahmenprogramm teil. Fester Bestandteil dieses Rahmenprogramms sind ein Empfang auf dem Rathaus, eine Stadtführung und ein Besuch des Daimler-Benz-Museums in Stuttgart-Untertürkheim. Fahrten nach Tübingen, Nördlingen, Ulm, Augsburg oder zu anderen Sehenswürdigkeiten der Umgebung werden ebenfalls angeboten. Die Begegnungsmaßnahme dauert zehn Tage.

Ein halbes Jahr später – dies ist meist im Frühjahr des folgenden Jahres – fahren dann die deutschen Schülerinnen und Schüler nach Frankreich. Auch in Tulle erwartet sie ein interessantes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm: ein Empfang beim Bürgermeister, eine Führung durch die Altstadt von Tulle, Fahrten in die Gegend der Dordogne, etc. Natürlich wird das zwar traurige, aber wichtige Kapitel der deutsch-französischen Geschichte thematisiert: die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen und das „Massacre“ in Tulle sowie ein Besuch in Oradour-sur-Glane, das die Nazis brutal niedergebrannt haben. Dadurch wird den Schülern noch klarer, wie wichtig freundschaftliche Begegnungen und Austausche sind.

Der Austausch mit Tulle ist ein fester Bestandteil innerhalb des Schullebens des MPGs geworden. Es wurden in den vergangenen Jahren viele Kontakte geknüpft, und auch unter den Kolleginnen und Kollegen der beiden Schulen haben sich freundschaftliche Beziehungen entwickelt.